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Montag, 18. November 2013

deaftape 2.0

"deaftapes" ist ein projekt, das vor kurzem von niclas thobaben ins leben gerufen wurde und besteht darin, dass man sich von jemand anderem fünf audiodateien (samples) geben lässt und aus diesen dann eine elektronische komposition kreiert, ohne sich die dateien anzuhören.

ich finde, das ist eine sehr gelungene konzeptidee, sie wird ihrem untertitel "ein spiel für groß und klein" durchaus gerecht, wobei man einschränkend sagen muss, dass sie hauptsächlich für komponisten geeignet ist.

für komponisten sind die deaftapes nichtsdestoweniger eine ziemlich atemberaubende sache: plötzlich musst du komponieren, ohne zu wissen, wie es klingt. oder, um es so auszudrücken, wie johannes kreidler: "komponieren, wie beethoven". 

an diesem projekt könne man sehen, so schreibt der konzipierer niclas thobaben in seinem blogartikel, dass "klang" lediglich das resultat eines künstlerischen prozesses ist und kein selbstzweck. musik, die sich am klang orientiert war gestern - jetzt steht das konzept im vordergrund. (beethoven würde uns beneiden...)

für mich stellt sich nur die frage: wozu das ganze! wer soll sich das anhören, wenn es doch sowieso nicht um den klang geht? man könnte das ganze natürlich als konzeptuelle kritik am bereich elektronische komposition sehen nach dem motto: "guck mal, ich hab mir das gar nicht vorher angehört und es klingt trotzdem genauso gut". aber ansonsten muss man das video doch gar nicht sehen, sondern es reicht doch wahrscheinlich völlig, sich das konzept durchzulesen, oder?

diese frage haben sich vermutlich viele leser gestellt und deshalb haben wir beschlossen, dem nachzugehen. die neue idee: man nimmt nicht einfach irgendwelche fünf samples, sondern fünf zufällig ausgewählte samples aus einem deaftape von jemand anderem, das man sich selbstverständlich noch nicht angehört hat. und erstellt daraus dann ein neues deaftape - sozusagen ein deaftape zweiter ordnung (deaftape 2.0).

diese idee hat weitaus mehr erfolg als die ursprüngliche idee von niclas thobaben. die meisten leser wussten bisher mit den videos der deaftapes nichts anzufangen, obwohl sie das konzept eigentlich als sehr spannend beurteilten. erst durch deaftape 2.0 mache es wieder spaß, weil man das original-deaftape mit dem deaftape zweiter ordnung vergleichen könne.

aber auch abgesehen vom marktwirtschaftlichen erfolg, der wohl, wie der komponist aljoscha ristow vermutet, hauptsächlich auf das nun nicht mehr schwarz-weiße, sondern farbige portrait des künstlers im video zurückzuführen ist, hat das deaftape zweiter ordnung, wie ich finde, durchaus beachtung verdient. die beiden videos (das original-deaftape und das deaftape zweiter ordnung) wurden vor kurzem auf der videoplattform youtube veröffentlicht. wir bekamen exklusiv die links zu den videos: 

deaftape #4 - aljoscha ristow (zweiter ordnung):



deaftape #2 - niclas thobaben (original):


wenn es weiterhin so gut läuft, wird das projekt wahrscheinlich noch über generationen so weiter laufen, bis zum deaftape zehnter, hundertster oder sogar tausendster ordnung. das geheime ziel der initiatoren ist es, so lange deaftapes von anderen deaftapes zu erstellen, bis wieder das ursprüngliche deaftape herauskommt. ein positiver nebeneffekt ist, dass die konzeptualisten unter sich bleiben und uns nicht dabei stören, richtige musik zu schreiben. 

1 Kommentar:

  1. wären dann noch die "blindtapes": das schnittprogramm mit verbundenen augen bedienen.

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