der "bundeswettbewerb komposition" auf schloss weikersheim, der seit nun fast 30 jahren jährlich 30 jungen komponistInnen die möglichkeit gibt sich auszutauschen, kontakte zu knüpfen, über ihre werke zu reflektieren und am ende auch eine gute aufnahme ihres werkes mit nach hause zu nehmen, hat einen neuen namen. aus "musik im kopf - bundeswettbewerb komposition" wird der prägnante titel: "jugend-komponiert".
es gehen aber noch weitere änderungen einher:
fortan werden zB die komponistInnen in altersklassen eingeteilt:
I 12-13 jahre
II 14-16 jahre
III 17-22 jahre
statt 30 auserwählten für die zwei kurse auf schloss weikersheim, gibt es jetzt nur noch 15, dafür zusätzlich 15 weitere förderpreise. eine weitere neuerung ist die einladung einer "renommierten komponistenpersönlichkeit als gastdozent". die werke werden auch nicht mehr unter dem namen des komponisten eingereicht, sondern die auswahl erfolgt anonymisiert. außerdem erfolgt die anmeldung nicht mehr per post, sondern über die neue online-anmeldung.
das hat mich doch wirklich sehr erstaunt. kommt der wettbewerb wieder in seiner zeit an? online-anmeldung? das klingt doch sehr zukunftsgewand und neu. allerdings steht das in keinem verhältnis zu den anderen neuerungen. eine online-anmelde-funktion ist das eine, solange der wettbewerb selbst jedoch immer noch nicht im hier-und-jetzt angekommt, bleibt es nur ein schönes gimmick.
ich bin mir nicht sicher, was ich von der neuen namensgebung halten soll. auf der einen seite klang der name "musik im kopf" doch recht kindisch, muss man doch nicht unbedingt musik im kopf haben, um zu komponieren, andererseits seite klingt bei "jugend komponiert" gleich der namensähnlichen wettbewerb "jugend musiziert" mit. wie soll das zusammen passen?
allgemein stehe ich dem jugend musiziert wettbewerb eher kritisch gegenüber. es kommt hier längst nicht mehr auf musikallität an und es ist auch kein inspiratives wetteifern musikbegeisterter kinder und jugendlicher, sondern ein streben nach der perfektesten und akrobatischsten technik, dem besten vitamin b und vor allem ein kampf der eltern um anerkennung und prestige ("mein kind muss klavier spielen und das beste sein"). meines erachtens hat das mit musik nicht mehr viel gemein. warum dieses bild auch noch auf die komposition projizieren?
hinzu kommt auch noch die einteilung in alterklassen, ganz nach jumu-manier. fördert das nicht auch wieder den wetteifergeist vieler eltern? fördert das nicht auch eine gewisse entmusikalisierung des wettbewerbs? kommt es bald wieder mehr darauf an, dass jemand mit 12 jahren eine mendelssohn- und mit 15 einhalb eine mahlersinfonie perfekt imitiert? als kennzeichen für kompositorische meisterleistung? nun hält der enorme leistungsdruck auch hier einzug.
fortan wird zusätzlich noch unterschieden zwischen den "bundespreisträgern" und den "förderpreisträgern". den unterschied der beiden kurse habe ich jedoch bisher nicht ganz verstanden, klingen doch beide angebote ziemlich identisch. vielleicht liegt er in der qualität der aufnahme, denn während beim eigentlichen bundeswettbewerb von der " CD der bundespreisträger" die rede ist, spricht man beim förderpreis von einer "hochwertigen aufnahme". immerhin erfolgt die auswahl nun anonymisiert, was die auswahl doch etwas objektiver macht. ich frage mich dennoch, wie sie die komposition jetzt auf die individuelle musikalische entwicklung beziehen wollen.
hinzu kommt auch noch die einteilung in alterklassen, ganz nach jumu-manier. fördert das nicht auch wieder den wetteifergeist vieler eltern? fördert das nicht auch eine gewisse entmusikalisierung des wettbewerbs? kommt es bald wieder mehr darauf an, dass jemand mit 12 jahren eine mendelssohn- und mit 15 einhalb eine mahlersinfonie perfekt imitiert? als kennzeichen für kompositorische meisterleistung? nun hält der enorme leistungsdruck auch hier einzug.
fortan wird zusätzlich noch unterschieden zwischen den "bundespreisträgern" und den "förderpreisträgern". den unterschied der beiden kurse habe ich jedoch bisher nicht ganz verstanden, klingen doch beide angebote ziemlich identisch. vielleicht liegt er in der qualität der aufnahme, denn während beim eigentlichen bundeswettbewerb von der " CD der bundespreisträger" die rede ist, spricht man beim förderpreis von einer "hochwertigen aufnahme". immerhin erfolgt die auswahl nun anonymisiert, was die auswahl doch etwas objektiver macht. ich frage mich dennoch, wie sie die komposition jetzt auf die individuelle musikalische entwicklung beziehen wollen.
hinzu kommt die, doch relativ konservative, zusammenstellung und verfügbarkeit von instrumenten in der ensemble-kategorie. wir leben im 21.jahrhundert, wo ist der einsatz der heutigen möglichkeiten? wo ist die möglichkeit der live-eletronik? die verfügbarkeit von etwas "außergewöhnlichen" instrumenten, wie toy piano, melodika, samplern etc.? warum bietet man dies nicht an? und wenn das nicht realisierbar ist, warum kommen keine (oder sehr selten) wichtigen themen, wie elektronik, musikkunde des 21.jahrhunderts, neue medien u.a. an die reihe? der wettbewerb soll neue komponistInnen rekrutieren, die die musik der zukunft tragen, sollte man da nicht auch in der gegenwart ansetzten?
nun gut, dass problem mag wohl auch darin liegen, dass die dozenten selbst meist nicht mehr die jüngsten sind (kein vorwurf, nur eine feststellung). sie wachsen nicht mit den gleichen dingen auf, wie wir, das kann man ihnen nicht vorhalten. aber warum dann nicht jüngere dozenten einladen? dozenten, die genau darüber aus ihren eigenen erfahrungen berichten können? sollte das nicht eigentlich das ziel dieses wettbewerbes sein?
was mit dem wettbewerb in den nächsten 30 jahren passiert, müssen wir abwarten. noch sehe ich vieles kritisch und das wird sich wohl auch nicht so schnell ändern, wenn sich in der gesamten aufmachung des wettbewerbes nichts wandelt und er zu einem konervativen treffen von musikhistorikern verkommt.
zum schluss möchte ich, nach diesem meer der kritik, doch auch nochmal etwas positives sagen:
weikersheim ist ein ort der begegnungen. für viele "klassische" musikerIn und komponistInnen ist es schwer in ihrem umfeld anerkennung zu finden und stehen so oft mit ihrem interesse im abseits. der wettbewerb hilft ihnen gleichgesinnte kennzulernen und sich mit ihnen auszutauschen. teilweise so gut, dass daraus wahre freundschaften hervorgehen können. DAS sollte auch in zukunft immer so bleiben. ich sehe das jedoch durch einen kommenden, starken leistungsdruck sehr gefährdet.
weitere informationen zum wettbewerb
zum thema: leistungsdruck in der musik
Den neuen Namen nur auf "Jugend musiziert" zu beziehen greift, denke ich, zu kurz. Ausgelöst durch "Jugend forscht" hat sich das Muster "Jugend VERBt" zur Blaupause für Wettbewerbsnamen entwickelt: Ohne Recherche fallen mir noch "Jugend testet", "Jugend debattiert" und "Jugend trainiert für Olympia". Laut Google gibt es außerdem "Jugend filmt", "Jugend jazzt", "Jugend rockt", "Jugend backt" (ausgeschrieben von Edeka), "Jugend golft", "Jugend tanzt", "Jugend schweißt"(SIC!!),"Jugend hilft", "Jugend fotografiert Denkmale" und bestimmt noch vielmehr. Das sich der Kompositionswettbewerb sich jetzt umbenennt heißt wohl vor allen Dinge, dass sie sich von der eigen Tradition verabschieden wollen, und in eine neue sich einreihen. Das zu bewerten wage ich nicht, denn dazu weiß ich zu wenig.
AntwortenLöschenDen Eindruck das Jugend Musiziert von einer Fetischisierung der technischen Fertigkeiten zeugt, kann ich übrigens nachvollziehen
"Jugend VERBt" will eine handvoll Vorzeigejugendliche und deutschland als gebildet/talentiert/sportlich/musikalisch darstellen, weil wir ja ach so viele tolle hochbegabte haben. Begabung wird nur leider definiert als "von den eltern gepusht" oder "mit ausreichend geld und Unterrichtsmöglichkeit versorgt" oder "früh genug angefangen". Wer mit 15 Jahren etwas beginnt, hat schon jetzt lange verschissen und bei keinem der "jugend VERBt"-wettbewerbe etwas verloren.
AntwortenLöschenund nun?
a) es selbst besser machen und "richtige" wettbewerbe aufsuchen
b) dran teilnehmen und versuchen, denen zu zeigen, dass es auch anders geht
c) etwas sauer sein & später ignorieren
d) selbst zum bonzen werden und eigenen kindern sowas ermöglichen